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authorLarsan <Larsan@stratum0.org/mediawiki/>
Wed, 20 Aug 2014 02:13:01 +0000 (02:13 +0000)
committerLarsan <Larsan@stratum0.org/mediawiki/>
Wed, 20 Aug 2014 02:13:01 +0000 (02:13 +0000)
Pressespiegel%2FInternetsperren.mw [new file with mode: 0644]

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+[http://www.braunschweiger-zeitung.de/debatte/antworten/die-angst-vor-zensur-bei-internet-sperren-id1391965.html Artikel] der Braunschweiger Zeitung vom 27.03.2014.
+
+<pre>
+Die Angst vor Zensur bei Internet-
+Sperren
+
+Braunschweig 
+Auch ein Zahnarzt landete auf der Liste.
+
+[Foto]
+Mit diesem Stopp-Schild sollten vor Jahren Kinderporno-Seiten gesperrt werden.
+Foto: Jens Schierenbeck/dpa
+
+Ein Leser, der sich ,,Maddin“ nennt, bemerkt auf unseren lnternetseiten:
+
+Zensur in jeglicher Form ist eines Rechtsstaates niemals würdig! Die Menschen sind
+doch alt genug; wer dann eine Klage bekommt kann sich verteidigen. Denn wer legt
+fest, was illegal ist? Wer überwacht Zensur, um Missbrauch zu verhindern?
+
+Die Antwort recherchierte Philipp Engel
+
+Vor vier Jahren handelte sich die damalige Familienministerin Ursula von der Leyen
+einen unrühmlichen Spitznamen ein: ,,Zensursula“. Der Anlass hat mit dem heiklen
+Punkt zu tun, den unser Leser anspricht: staatlicher Zensur. Damals ging es um das
+sogenannte ,,Zugangserschwerungsgesetz“. Es sah vor, Webseiten mit
+kinderpornografischen Inhalten schnell und unkompliziert zu sperren. Das
+Bundeskriminalamt sollte eine Sperrliste führen und jene Seiten mit einem Stopp-
+Schild blockieren. Das Vorhaben scheiterte schließlich.
+
+Netzaktivisten liefen Sturm, da sie die Schaffung einer Infrastruktur befürchteten, die
+Zensur erleichtern würde. Zudem ließen sich die Sperren mit geringem Aufwand
+umgehen.
+
+Ahnlich steht es um die Folgen des Urteils aus Luxemburg. Sollte ein deutsches Gericht
+die Internet-Anbieter zu Sperren verurteilen, so wären diese durch Proxy-Server oder
+TOR-Netzwerke leicht umgehbar, erklärt Lars Andresen vom Braunschweiger
+Computerverein ,,Stratum 0“. Außerdem würden mit dem Verschwinden einer Seite
+mehrere identische Seiten auftauchen – unter anderen Internet-Adressen: Die Seite, die
+zum EuGH-Urteil führte, war unter kino.to aufrufbar. Sie existiert mittlerweile nicht
+mehr – aber die Inhalte sind woanders weiter verfügbar.
+
+,,Wer nach Filmen zum Streamen oder auch nach Kinderpomos sucht, der lässt sich
+durch Sperren nicht abschrecken“, meint Andresen. Leute, die explizit suchen, würden
+auch fündig. Im Zweifel träfen Sperren die Falschen meint der Experte – etwa wenn
+Seiten mit legalen Inhalten auf die Sperrlisten rutschen.
+
+Das geschah etwa in Australien. Auch dort gab es ein Sperr-Gesetz. Dann wurde die
+Liste der Sperrungen öffentlich und es zeigte sich, dass die australischen Provider
+knapp 2500 Internet-Seiten sperren mussten. Laut ,,Sydney Morning Herald‘‘
+beinhalteten jedoch nur etwa die Hälfte der gesperrten Internetseiten strafbare Inhalte
+wie Kinderpornografie. Der Rest bestand unter anderem aus Online-Poker-Angeboten,
+legaler Pornografie, Youtube-Videos und Wikipedia-Einträgen, aber auch aus den
+Onlineauftritten eines Reiseveranstalters und eines Zahnarztes. ,,Das Bild eines Zensur-
+Regimes“, kommentierte das Blatt. Beispiele für solchen Missbrauch fänden sich in
+vielen Ländern, so Lars Andresen.
+
+Als Alternative zur Sperrung bringen Netzaktivisten immer wieder das Löschen von
+Seiten und Inhalten ins Gespräch. Dass das klappt, beweist das BKA. So seien laut
+einem Bericht von Innen- und Justizministerium die überwiegende Zahl
+kinderpornografischer Inhalte nach Hinweisen der Ermittler gelöscht worden.
+
+GLOSSAR
+
+Proxy-Server: ein Computer, der den Standort des eigenen Computers verschleiern kann.
+
+TOR-Netzwerk: ein Netzwerk mehrerer Computer, die ein Signal verschlüsselt weiterleiten und so
+die Herkunft verschleiern.
+
+Hoster: der Besitzer eines Servers, auf dem Webseiten gespeichert sind.
+
+Provider: der Anbieter eines Internet-Zuganges, beispielsweise die Telekom oder Alice.
+
+Stream: ein Datenstrom aus dem Internet, etwa bei Youtube-Videos, um Inhalte auf dem eigenen
+PC anzuzeigen.
+
+Die Ermittler hatten sich mit Hinweisen an die Hoster gewandt – also diejenigen, die
+Speicherplatz im Internet bereitstellen. Gut drei Viertel der Inhalte waren auf Servern
+zu finden, die im Ausland stehen. Die Inhalte waren nach BKA-Angaben nach vier
+Wochen zu 97 Prozent gelöscht. Deutsche Hoster brauchten höchstens zwei Wochen –
+dann waren die beanstandeten Inhalte zu 100 Prozent verschwunden.
+</pre>
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